Viele Grüße aus Indien!
Es war wirklich ein Abenteuer seit wir in Indien ankamen und Mingyur Rinpoche zum ersten Mal trafen. Wir vier sowie Ani Miao Rong und Chin Yung von Tergar Asien verbrachten während der ersten Tage in Delhi viele Stunden mit Rinpoche . Er erzählte uns alles über sein Retreat und teilte uns seine Vision zur Zukunft der Tergar Gemeinschaft mit. Wir konnten ihm berichten, wie gut sich die Gemeinschaft entwickelt hat, während er im Retreat war, und hatten die Möglichkeit, viele Fragen zu stellen, die sich im Laufe der letzten vier Jahre angesammelt hatten. Rinpoche hat eine Menge Ideen, die deutlich von seinen Erfahrungen im Retreat inspiriert sind. Wir freuen uns auf den Tag, an dem er sie mit der Gemeinschaft teilt.
Die ersten Tage hielten wir uns im selben Hotel auf wie seine Heiligkeit Karmapa, der in Delhi war, um Belehrungen zu geben. Während dieser Zeit traf sich Rinpoche täglich mit ihm. An einem Tag hatten wir das Glück, mit Karmapa, Mingyur Rinpoche und anderen Gästen zu Mittag zu essen. Es war wunderbar zu sehen, wie sie sich unterhielten und miteinander lachten – sie freuten sich ganz offensichtlich über ihre gegenseitige Anwesenheit. Wir begleiteten Rinpoche auch bei seinem Treffen mit Jamgon Kongtrul Rinpoche, einem weiteren wichtigen Lehrer der Kagyu Linie. Der Besuch war nur kurz, aber es war beeindruckend zu beobachten, wie sich diese beiden großartigen Lehrer austauschten. Während unseres Aufenthalts in Delhi kamen viele Menschen, um Mingyur Rinpoche in unserem Hotel zu besuchen, sodass er jeden Tag Zeit damit verbrachte, Besucher aus der ganzen Welt zu empfangen.
Am Dienstag packten wir unsere Sachen und begaben uns auf die Reise zum Kloster Sherab Ling, dem Sitz Tai Situ Rinpoches, einem von Mingyur Rinpoches vier Hauptlehrern. Das Kloster liegt in Nordwestindien an den Ausläufern des Himalaya. Minygur Rinpoche verbrachte viele seiner frühen Jahre hier, insbesondere viele seiner Jahre im Retreat. Schon bei der Ankunft wurde Mingyur Rinpoche von einer Prozession hunderter Mönche und Nonnen begrüßt, alle hocherfreut, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Rinpoche ging durch die Menge und wurde in das Kloster geführt, um Tai Situ Rinpoche zu treffen, welcher sich in einem einmonatigen Retreat befand. Völlig unerwartet durften auch wir hineingehen und konnten so ihr außergewöhnliches Wiedersehen miterleben.
Das Treffen begann damit, dass Mingyur Rinpoche ein Mandalaopfer darbot, ein symbolisches Geschenk, das das gesamte Universum repräsentiert. Dann nahm er einen Platz nahe Tai Situ Rinpoche ein. Wir saßen still auf der gegenüberliegenden Seite Tai Situ Rinpoches, während die beiden leise auf Tibetisch miteinander sprachen. Nach ein paar Minuten wandte sich Tai Situ Rinpoche an uns und begann, auf Englisch zu sprechen. Er erzählte uns von der historischen Verbindung der frühreren Tai Situ Rinpoches und Mingyur Rinpoches und auch davon, wie wichtig es sei, die Lehren dieser wertvollen Linie zu erhalten, sodass sie für künftige Generationen zugänglich seien. Die ganze Zeit über lächelte und lachte er, ernst und scherzhaft zugleich. Wir waren alle bewegt von seiner Gegenwart und empfanden es als großes Glück, einen so besonderen Moment mit unseren beiden Lehrern zu verbringen. Nach etwa einer halben Stunde verließen wir wieder das Kloster und Tai Situ Rinpoche setzte sein Retreat fort.
Während der vergangenen Tage hat Mingyur Rinpoche Tai Situ Rinpoche regelmäßig getroffen. Auch empfing er jeden Nachmittag für ein paar Stunden Besucher. Trotz der Abgeschiedenheit des Klosters kamen hunderte von Besuchern, um ihn zu treffen. Gestern hat Mingyur Rinpoche die erste Belehrung nach der Beendigung seines Retreats gegeben. Zuerst besuchte er das Drei-Jahres-Retreatzentrum der Mönche hier in Sherab Ling und gab den dortigen Mönchen Belehrungen. Dann besuchte er die Klosteruniversität (Shedra) und hielt vor einigen hundert Mönchen einen Vortrag. Er erzählte den Mönchen, dass das Studium Buddhistischer Philosophie nicht lediglich eine theoretische Übung sei, sondern in Praxis und direkter Erfahrung verwurzelt sein sollte. Er sprach auch von der Wichtigkeit, eine mitfühlende Motivation zu Studium und Praxis zu haben, um anderen zu helfen, wie er betonte, und nicht um lediglich die eigenen Interessen und Ambitionen voranzutreiben. Nachdem er die Klosteruniversität verlassen hatte, ging Rinpoche zum Drei-Jahres-Retreatzentrum der Nonnen und verbrachte den Nachmittag damit, dort Belehrungen zu geben.
Wir haben Mingyur Rinpoche jeden Abend für ein paar Stunden getroffen, um unser Gespräch fortzusetzen. Am letzten Abend nahmen wir neue Videos für die Gemeinschaft auf. Bald werdet ihr diese Videos anschauen können und von Rinpoche von seinen Erfahrungen im Retreat hören. Es ist eine bemerkenswerte Geschichte!
Morgen kehren wir mit Rinpoche nach Delhi zurück. Am Tag danach werden wir getrennte Wege gehen. Mingyur Rinpoche wird nach Kathmandu reisen, wo er sein Kloster besuchen wird und auch seinen Bruder Tsoknyi Rinpoche, seinen Großvater, seine Mutter (die er auch schon in Delhi traf) und seine vielen Schüler in Nepal. Dort wird er einige Tage bleiben, bevor er nach Sherab Ling zurückkehrt. Ende Dezember wird er ins Tergar Kloster in Bodhgaya reisen, wo er für einige Monate bleiben wird. Er sagte uns, dass sein Aufenthalt in Bodhgaya eine gute Gelegenheit für andere Leute sein wird, ihn zu treffen. Er hat sich noch nicht entschieden, ob er dort Belehrungen geben wird.
Währenddessen werden wir in die Vereinigten Staaten zurückkehren und damit anfangen, Mingyur Rinpoches Besuch bei unseren Gemeinschaften in Europa, Nordamerika und Südamerika vorzubereiten. Wir kennen bisher noch keine Details, aber wir hoffen, dass Mingyur Rinpoche im nächsten Jahr in den Westen kommen kann.
Mingyur Rinpoche hat große Anerkennung darüber geäußert, was die Gemeinschaft in den letzten Jahren erreicht hat. Unser gemeinschaftliches Engagement in Bezug auf die eigene Praxis, die gegenseitige Unterstützung und das Bestreben, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, ist, während er im Retreat war, beständig angewachsen. Im Namen von Mingyur Rinpoche wollen wir euch dafür danken, was ihr getan habt, um die Lehren in eurem eigenen Herzen lebendig zu halten.
Herzlichste Grüße,
Cortland, Edwin, Myoshin und Tim